Geschäftsführer von HWB Furniere & Holzwerkstoffe GmbH
Als Furnier werden 0,5 bis 8 Millimeter dicke Blätter aus Holz bezeichnet, die durch verschiedene Säge- und Schneideverfahren direkt vom Stamm abgetrennt werden. Das Produkt wird auf Spanplatte oder MDF aufgezogen, lackiert oder geölt. Furniere sind nachhaltig. Stimmt das eigentlich? Und wie sieht es mit den Kosten aus? Furniere gelten als teuer. Wir haben bei Frank Loebel vom dLv-Mitgliedsunternehmen HWB nachgefragt. Das Unternehmen vertritt unter anderen den italienischen Furnierhersteller Alpi auf dem deutschen Markt.
Herr Loebel, die Ladenbauer setzen weniger Furniere ein, als Ihnen lieb sein kann. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter den dLv-Mitgliedsfirmen. Woran kann das liegen?
Der Markt, in dem sich die Ladenbauer bewegen, ist sehr preisgetrieben. Es wird ein strenges Kostenregime geführt. Der Handel spart, die Planer und die Ladenbauer setzen dementsprechend günstigere Materialien ein. Es stimmt, im Ladenbau werden in Deutschland nicht mehr viel Furniere verkauft.
Heißt das, in anderen Ländern wird Furnier mehr verlangt und auch eingesetzt?
Auf jeden Fall. Gute Märkte sind Amerika und der Nahe Osten. Dort wird sehr viel auf Hochwertigkeit und Design geachtet, Alpi verkauft dort sehr gut. Gerade der Luxusbereich läuft optimal. Furniere sieht man auch vor allem in Hotels und der Gastronomie, in der Verwaltung und dem privaten Innenausbau. Häufig werden in diesen Bereichen Möbel, Türen oder Wandbereiche furniert. Furniere finden aber auch Verwendung im Schiffs- und Yachtausbau, im Automotive-Bereich und für Brillenrahmen.
Warum bezieht Deutschland, wo Qualität angeblich hochgehalten wird, wenig Furnier für die Ausstattung der Läden?
Es geht weniger um Qualität als um die Kosten. Die Deutschen achten generell sehr auf den Preis. Furnierhersteller oder generell Hersteller hochwertiger Oberflächen, die mit ihren Produkten auf den deutschen Markt kommen, sind deswegen oft enttäuscht. Sie hatten sich mehr erwartet, denn der Retail in Deutschland ist ein begehrter Markt. Er ist aber leider auch oft langweilig, die Architekten sind selten mutig (vielleicht auch, weil sie schon wissen, wo und dass der Rotstift angesetzt wird), obwohl die Innenausbaukompetenz in Holz in Deutschland traditionell auf hohem Niveau ist. Ich gebe aber zu, dass eben der Preisdruck im Bausektor auch sehr hoch ist. Und es gibt in unserem hochregulierten Land diverse Bauvorschriften, die beachtet werden müssen. Den Planern und Architekten sind, das verstehe ich, oft die Hände gebunden.
Furnier ist teuer, heißt es.
Der Preis liegt derzeit ab 60 Euro pro Quadratmeter für eine fertige Furnieroberfläche, ungefähr 15 bis 20 Euro pro Quadratmeter muss man für Melamin bezahlen. Klar, das ist ein Unterschied, der sich nicht wegdiskutieren lässt. Wenn man das aber vom Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit aus betrachtet, sieht es anders aus. Furniere, insbesondere Alpi-Furniere, haben verschnittoptimierte Maße, es wird nur das produziert, was verwendet wird, es bleibt nichts übrig. What you see is what you get — Kontinuität in Textur und Farbe!
Was macht Furnier nachhaltig?
Furnier ist per se nachhaltiger als massives Holz, weil man aus der gleichen Menge Holz viel mehr Oberflächen generieren kann.
Alpi zum Bespiel verwendet auch keine Primärhölzer, d.h. das Holz, das für die Furniere verwendet wird, stammt aus Plantagen oder nachhaltiger Forstwirtschaft und hat eine hohe Qualität. Alle Alpi-Furniere werden aus nur drei Holzarten hergestellt, nämlich Pappel, Linde und Ayous.
Furnier, ob nativ oder rekonstruiert, ist das nachhaltigste Holz, das Sie bekommen können. Es hat keine Nachteile gegenüber anderen Materialien im vergleichbaren Einsatz. Außerdem hat Furnier bei guter Pflege eine hohe Lebensdauer, was ja auch eine Form von Nachhaltigkeit ist.
Ein nicht zu vernachlässigender Punkt bei Alpi ist, dass die Kollektion beständig ist und nicht dauernd geändert wird. Wir werfen nicht permanent neue Produkte auf den Markt, sondern setzen auf lange Marktfähigkeit. Auch das ist nachhaltig.
Und noch eine persönliche Frage: Sie beschäftigen sich viel mit Design und haben dieses Jahr wieder den Salone del Mobile besucht. Was ist Ihnen aufgefallen?
Es ist viel Farbe im Spiel, was mir sehr gut gefällt. Ich habe viele erdige Rottöne gesehen. Überhaupt ist der Salone del Mobile immer wieder eine tolle Inspirationsquelle und sollte Ziel jedes Store-Designers sein.
Erschienen im Insider 74. Hier ansehen und herunterladen.
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