Matt Druyen, Geschäftsleitung König Object Consulting GmbH
Der Handel mit Lebensmitteln hat in den letzten Jahren ein beispielloses Trading-up vollzogen. Die Läden tragen heute ihre Namen, die ihnen das Marketing gibt, zurecht. Es sind Frischeparadiese, Gourmettempel und Orte mit außerordentlicher Aufenthaltsqualität. Dass sich nun auch Getränkemärkte von praktischen Getränkelagern für Bedarfskäufer zu Getränkewelten für anspruchsvolle Kunden wandeln, zeigt Tadsen an seinem Stammsitz in Bredstedt. Wie dieser Store entstanden ist, beschreibt der Planer Matt Druyen.
Sie haben die Getränkewelt Tadsen in Bredstedt geplant. Der Bauherr hatte bereits mehrere Planungen anderer Büros verworfen. Wie ist Tadsen auf Sie gekommen und warum konnten Sie den Kunden überzeugen, mit Ihnen gemeinsam den Umbau vom Lagerraum zur Verkaufsfläche umzusetzen?
Wir sind bewusst einen Tag früher in den hohen Norden gereist, um die Gegend zu erkunden, die Menschen kennenzulernen. Man hatte uns der Firma Tadsen empfohlen. Schon im ersten Gespräch mit Karl-Peter Tadsen, dem Seniorchef des großen Getränkefachgroßhandels in Schleswig-Holstein, wurde schnell klar, dass dieses Projekt eine echte Herzensangelegenheit für ihn war. In Bredstedt liegt das Elternhaus und auch der Ursprung des traditionsreichen Unternehmens mit heute vier Standorten in der Region und über 60 Mitarbeitern. Inzwischen haben seine beiden Söhne das Ruder übernommen. Die Enttäuschung über die vorher ergebnislos verlaufenen Planungsphasen war deutlich zu spüren. Natürlich arbeiten auch wir viel mit Standardsystemen und versuchen, unsere Arbeitsprozesse so weit wie möglich zu automatisieren. Das führt bei KOC aber nicht zu 08/15-Lösungen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Wir hören genau zu und werden kreativ, um eine Lösung mit eigenem Profil zu schaffen.
Sie arbeiten nach dem Prinzip „Co-Creation“. Wie gehen Sie dabei vor?
Unser Co-Creation-Prozess ist ein gutes Beispiel für unsere gesamte Herangehensweise. Wir beziehen unsere Kunden und Ansprechpartner vom ersten Gespräch an sehr intensiv in die Planungen mit ein. Wir halten unsere Prozesse transparent und offen. Und wir haben eigene Work-Tools entwickelt, mit denen wir unser Fachwissen sehr spielerisch vermitteln. Wir erspielen in der ersten Ideenentwicklung gemeinsam mit Kunden an einem 1:50-Grundriss mit maßstabsgetreuen 3D-Modulen zunächst Layoutkonzepte, die auch ungeübten Mitplanern bereits eine Raumvorstellung vermitteln. So entstehen im Dialog sehr schnell mehrere Lösungen, die eine gute Basis für die weitere Ausarbeitung
bilden. Wir erfahren in diesem Planspiel auch viel Persönliches: Gewohnheiten im Verkauf, Stärken und Schwächen – ganz viele Insights, die wir später sehr gut in die Rauminszenierung einbinden können. Wir belassen es nicht bei der Store-Gestaltung. Letztlich entwickeln wir mit dem Kunden ein zukunftsfähiges Businessmodell.
Die Branche rüstet auf: Aus schmucklosen Getränkemärkten werden Getränkewelten wie bei Tadsen. Der Kauf von Wasser ist Bedarfskauf. Wen möchte Tadsen ansprechen, wenn er für Bedarfskäufer eine Getränkewelt schafft?
Die Entwicklung hat sicherlich durch die aktuelle Situation rasant Fahrt aufgenommen. Aber bereits vor der Pandemie hat sich das Bedürfnis der Kunden stark gewandelt: Sie wollen mehr über Lebensmittel und Getränke erfahren, z.B. über deren Herkunft, Verarbeitung und Qualitätsmerkmale. Sie wollen auch die Menschen kennenlernen, die die Produkte anbauen, züchten und verarbeiten. Es
geht um regionale Produkte, Bioprodukte, um Trends wie den der Craftbiere oder den Höhenflug von Gin und Whisky. Das sind höherpreisige Artikel, die wertig präsentiert werden müssen. Natürlich wird auch weiterhin der Bedarfseinkauf mit Wasser, alkoholfreien Getränken und Bier gedeckt. Aber die Verweildauer im Getränkefachmarkt steigt, die Einkaufsbons werden höher und der Verkauf hochwertiger und hochpreisiger Artikel wächst. Beratung, Events und Tastings werden sicherlich nach der Pandemie dem Getränkefachmarkt einen weiteren Schub geben. Und wir haben jetzt noch nicht einmal über die Möglichkeiten der Digitalisierung gesprochen, um den Umsatz zu steigern.
Was nehmen Sie aus der Projektarbeit Tadsen mit für neue Projekte?
Den Mut, neue Dinge auszuprobieren. Die Fertigstellung eines Getränkemarkts nicht als Endergebnis, sondern als Entwicklungsstufe zu sehen: viele Bereiche so variabel und mobil anzulegen, dass man Platz für Experimente schafft, Neues ausprobieren kann. Und die Verkaufsfläche als eine Bühne zu sehen, auf der inszeniert wird und die veränderbar ist. Die enge Verbundenheit und das gegenseitige Vertrauen, das in den einzelnen Entwicklungsphasen mit der engagierten Unternehmerfamilie Tadsen entstanden ist, hat diese Plattform entstehen lassen, auf der das Verkaufsteam Tadsen sehr erfolgreich agiert. Wir arbeiten erfolgreich, wenn unsere Kunden erfolgreich verkaufen.
Erschienen im STORE BOOK 2021. Hier bestellen.
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