Digitorial | Beitrag Reiner Mihr

Den Laden umbauen - So schaffen Sie's!

Mein Standpunkt: Reiner Mihr, Chefredakteur der Zeitschrift Lebensmittel Praxis (LP)

Wird ein Lebensmittelmarkt neu gebaut, kann der Händler  in  der  Regel  aus  dem  Vollen  schöpfen: neue Planung, neue Einrichtung, abgestimmtes Sortiment. Sich auf der bestehenden Fläche zu er- neuern braucht dagegen eine klare Strategie und Durchsetzungsvermögen, wenn es gilt, eine stereo- type Ladenplanung zu verhindern. Zentralen setzen nämlich gern ihre Ladenpläne durch, während der Händler in seinem Laden lieber individuell auftreten will. Für beides gibt es gute Gründe, die sorgfältig abgewogen werden wollen.

Kunden nehmen übrigens nicht krumm, wenn während des laufenden Betriebes umgebaut wird. Sie sehen, dass investiert wird, und freuen sich auf das Neue.

Wenn Sie sich vorher fragen, warum Sie überhaupt umbauen wollen und welche Fehler Sie nicht ma- chen  möchten,  sind  Sie  auf  dem  richtigen  Weg, auf dem Sie noch auf einige wichtige Dinge achten sollten.

Checkliste Ladenumbau

Warum wollen Sie umbauen?

»  Gestaltung: Altes eliminieren und modernisieren

»  Technik: Beleuchtung, Kühlung, Warenplat- zierung, bargeldloses Zahlen, elektronische Preisauszeichnung, Self Scanning usw.

»  Bildsprache: neue Trends

»  Farbgebung: Modernisierung

»  Kompetenz: Werden noch die richtigen Sortimentsbereiche herausgestellt?

»  Sortimentskompetenz: Neudefinition der Kernkompetenz, Profilierung

»  Kundenlauf: Warenleitbilder für Kunden erfassbar machen

»  Aktionsflächen: Zerstückelung vermeiden

Welche Fehler Sie vermeiden sollten

»  Alles alleine entscheiden

»  Verzetteln

»  zu wenig Zeit für Planung

»  nicht auf Kollegen- und/oder Expertenrat hören

»  Wissen der Vorstufe nicht nutzen

»  falsche Investitions-Prioritäten

»  Zeitgeist

»  übertriebene Wunschvorstellungen, Schnick-Schnack

»  zu viel Deko (Pflege!)

»  falsche Bildsprache

»  Handwerker und Monteure allein nach Preis auswählen

»  zu lange Zahlungsziele für Handwerker

»  Geschäft schließen

Worauf Sie unbedingt achten müssen

Erneuerung der Außenwirkung

Die Fassade sollte im Sinne eines Corporate Identity Design neugestaltet werden, dabei Erkennbar- keit und Sogwirkung des Eingangsbereiches ge- währleisten.

Größter Fehler: Mix aus verschiedenen Designs (alt, ganz alt, neu).

Verbesserung der Kundenführung

Den Kunden über Piktogramme und Farben leiten, dabei bestehende Heatmap und Cross-Selling- Potenziale beachten. Verweildauer und Bonhöhe durch A-Spots, Infosysteme und besondere „Hin- gucker“ optimieren.

Größter Fehler: Schilderwald, zu kleinteilig, zu viel Schrift, außerdem „Kunden-Autobahnen“ und zu- gestellte Gänge.

Sortimentsanordnung

Sortimente nach Verwendungszweck blocken und durch Deko, Fokus- und Themen-Präsentationen auflockern. Außerdem Category Management einsetzen,  das  auf  die  örtlichen  Besonderheiten der Filiale (Käuferkreis, Kaufkraft, Wettbewerber, regionale Besonderheiten) abgestimmt ist.

Ladenmöbel

Einheitliches Konzept, keine deckenhohen Regale im Innenbereich, dafür Nutzung der Dritten Ebene an den Wänden. Die Wertigkeit der Warenträger sollte zu der angebotenen Ware passen.

Größter Fehler: Selbstgebasteltes Ladenmobiliar aus Altbeständen.

Beleuchtung

Kostensparende LED einsetzen, „dunkle Ecken“ vermeiden, gezielter Einsatz von Strahlern für Akzente, Fokuspräsentationen.

Größte Fehler: keine ansprechende Lichtstimmung, Leuchtstoffröhren hängen nackt von der Decke.

Einsatz  neuer Technologien

Beim Umbau auch beachten: Messung von Frequenz und Conversion Rate, interaktive Kommu- nikation  (z.  B.  über  iBeacons),  ggf.  kostenloses W-Lan, virtuelle Regale (Long-Tail-Sortiment), Cross-Channel-Möglichkeiten integrieren, neueste Sicherheitstechnik. Außerdem den Kunden über Änderungen etwa in der Sortimentsanordnung informieren.

Erschienen im dLv-Trendreport 2020 - 2023. Hier bestellen.

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